'Missionsräume' - Themenheft der Österreichischen Zeitschrift für Geschichtswissenschaft im Frühjahr 2013

'Missionsräume' - Themenheft der Österreichischen Zeitschrift für Geschichtswissenschaft im Frühjahr 2013

Veranstalter
Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (ÖZG)
Veranstaltungsort
Ort
Wien
Land
Austria
Vom - Bis
12.08.2011 -
Deadline
15.11.2011
Von
Christine Egger

Missionsräume

„Geschichte spielt nicht nur in der Zeit, sondern auch im Raum“. Diese Feststellung des Historikers Karl Schlögel gilt insbesondere für die Geschichte der christlichen Mission im 19. und 20. Jahrhundert. Während die neuzeitliche katholische und protestantische Missionierung zunächst in enger Verbindung mit der kolonialen Machtausweitung europäischer Nationalstaaten stand, unterlag sie seit dem Ende des Ersten Weltkriegs einschneidenden Wandlungsprozessen, die nationale, ideologische, institutionelle, kulturelle sowie individuelle Dimensionen aufweisen.

„Missionare gehörten im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zu der wahrscheinlich am besten vernetzten Berufsgruppe“ (Rebekka Habermas). Die katholischen Missionsorden und protestantischen Missionsgesellschaften, deren Mitglieder sie waren, können als globale Netzwerke betrachtet werden, über die Ideen, Personen und Güter zwischen ihren europäischen Herkunftsländern und den außereuropäischen Gebieten und Gesellschaften, auf die sich ihre Missionsbestrebungen konzentrierten, ausgetauscht wurden. Dadurch wurden nicht nur geographische Räume miteinander verbunden, es entstanden auch neue Beziehungs- und Kommunikationsräume.

Die Bezeichnung „Missionsräume“ verweist auf diese verschiedenen physischen, sozialen und imaginierten Räume, die sich durch die transnationalen, transregionalen und translokalen missionarischen Aktivitäten entwickelt haben und auf Grund ihrer Verflechtungen überlappend und verwoben zu betrachten sind. Sie umfassen konkrete Orte der Begegnung und des kulturellen Austauschs, dienen den global agierenden religiösen Gemeinschaften aber auch zur internen Kommunikation und dem Transfer von Waren und Wahrnehmungen. „Missionsräume“ sind von hierarchischen und hegemonialen Ansprüchen genauso geprägt wie von kollektiven und individuellen Aushandlungsprozessen. Missionszeitschriften, das Heimatkloster, private Korrespondenzen und Aufzeichnungen, die Missionsstation, eine Schule oder Sozialprojekte, ein Missionsmuseum oder der Missionsorden selbst können entsprechend interpretiert werden.

Missionsgeschichte war lange Zeit eine Domäne der konfessionellen Kirchengeschichte und Missionswissenschaft. Das geplante Themenheft „Missionsräume“ will sich der Thematik aus interdisziplinärer Perspektive annähern, indem aktuelle Forschungsarbeiten aus den Bereichen der Geschichts-, Sozial- und Kulturwissenschaften sowie der Geschlechterforschung zusammengeführt werden sollen. In den europäischen Archiven der Missionsgesellschaften und Missionsorden und in Sammlungen in den ehemaligen Missionsgebieten findet sich umfangreiches Quellenmaterial, um die missionarischen Verflechtungen zwischen Europa und der Welt, Interaktionen von MissionarInnen und einheimischer Bevölkerung, Motive für die missionarische Migration nach Übersee oder auch gesellschaftliche Diskurse und wechselseitige Wahrnehmungen zu untersuchen.

Die Herausgeberinnen des Themenhefts „Missionsräume“ der Österreichischen Zeitschrift für Geschichtswissenschaft laden dazu ein, Vorschläge für Artikel einzusenden, die Debatten um Konzepte, Methoden und Theorien aufgreifen oder neue Forschungsfelder eröffnen.
Aufgenommen werden Beiträge in deutscher und englischer Sprache. Bis Anfang Januar 2012 erfolgt die Auswahl der Vorschläge, die Aufsätze von 50.000-80.000 Zeichen sind bis 31. Mai 2012 abzugeben.

Abstracts mit einer Länge von 6.000-8.000 Zeichen (inklusive Leerzeichen, Anmerkungen und Kurzvita) können bis 15. November 2011 bei Dr. Martina Gugglberger (Martina.Gugglberger@jku.at) und Christine Egger, M.A. (Christine.Egger@gsi.uni-muenchen.de) eingereicht werden.

Missionary Spaces

„History does not only take place in time, but also in space“. This statement of the historian Karl Schlögel applies particularly to the history of Christian Mission in the 19th and 20th century. Whereas modern Catholic and Protestant proselytisation was initially very much connected to the European nation states’ colonial expansion of power, it became a subject of far reaching processes of transformation, showing national, ideological, institutional, cultural as well as individual dimensions after the Great War.

„Missionaries of the 19th and the incipient 20th century belonged to the probably most entangled professional group” (Rebekka Habermas). The Catholic missionary orders and Protestant mission societies they were members of, may be regarded as global networks for the exchange of ideas, persons and goods between their European home countries and the non-European territories and societies their missionary endeavour was concentrating on. Thus, not only geographical spaces were connected to each other, additionally new relational and communicative spaces emerged.

The term „missionary spaces“ refers to different physical, social and imagined spaces evolving from transnational, transregional and translocal missionary activities. Due to its interdependencies they are to be considered overlapping and entangled. They include concrete places of encounter and cultural exchange, concurrently serving the globally acting religious communities for internal communication and the transfer of products and perceptions. “Missionary spaces” are affected by hierarchic and hegemonic demands as well as by collective and individual negotiations. Mission periodicals, the home abbey, private correspondences and records, the mission station, a school or social projects, a mission museum or the missionary order itself can be understood in this way.

For a long time, mission history has been a domain of confessional church history and missiology. The planned special edition “Missionary Spaces” intends to present the topic from an interdisciplinary perspective merging current research works from the area of historical, social and cultural sciences and gender studies. In European archives of mission societies and missionary orders as well as in collections in the former mission territories substantial source material is to be found in order to explore missionary interdependencies between Europe and the world, interactions of missionaries and locals, reasons for missionary migration or social discourses and mutual perceptions.

The editors of the ÖZG special edition „Missionary Spaces“ invite to send in proposals for articles adapting debates on concepts, methods and theories or open up new fields of research. Contributions in German and English are accepted. The proposals will be selected by January 2012, the articles of 50.000-80.000 characters are to be handed in until May, 31st 2012.

Abstracts of 6.000-8.000 characters (includ. space characters, annotations and short CV) may be sent to Dr. Martina Gugglberger (Martina.Gugglberger@jku.at) and/or Christine Egger, M.A. (Christine.Egger@gsi.uni-muenchen.de) by November, 15th 2011.

Programm

Kontakt

Dr. Martina Gugglberger
Johannes-Kepler-Universität Linz
Institut für Frauen- und Geschlechterforschung
Altenbergerstraße 69
4040 Linz, Österreich
+42 (732) 24 68-9215
Martina.Gugglberger@jku.at

Christine Egger, M.A.
Ludwig-Maximilians-Universität München
Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft
Oettingenstraße 64
80538 München, Deutschland
+49 (89) 21 80-9033
Christine.Egger@gsi.uni-muenchen.de

http://www.univie.ac.at/Wirtschaftsgeschichte/oezg/